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BERICHT ZUR AUSSTELLUNG


Wider das Vergessen - Buchstabensalat im Kopf

in St. Gertrud Kirche in Hamburg (20.09. - 04.10.2020)

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Über mich

Brigitte Wulf

Brigitte Wulf

Künstlerin
  • Über 40jährige Tätigkeit in Klinik und Praxis in verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens
  • Dozentin an gesundheitsbildenden Schulen und ärztlichen Akademien
  • Ausbildung zur Heilpraktikerin
  • Systemisch psychologische Beratung und Coaching
  • Trauertherapie
  • Seelsorge
  • Palliativ Care
  • Mitarbeit im Kriseninterventionsteam
  • Freischaffende Künstlerin, Autorin, Malerin
  • Ehrenamtliches Engagement für die Verwaisten Eltern und trauernde Geschwister e.V. S-H sowie die Brücke e.V. Föhr
  • Mein Credo: Im Austausch sein und sich lebendig am Leben erfreuen, neugierig bleiben und nie aufhören zu lernen.
    Die beste Zeit ist JETZT.

    PROJEKTE

    Ausstellung & Lesung

    "Wider das Vergessen - Buchstabensalat im Kopf".

    St. Gertrud Kirche, HH

    Ausstellung & Lesung

    "Ich habe vergessen wonach ich suche".


    Hospizverein, Gelting, Kappeln

    Initiatorin der Himmelsbäume Föhr

    Eine bundesweite einmalige Baumpflanzaktion für verwaiste Eltern und trauernde Geschwister.

    Ausstellung & Lesung

    "Verschiedene Gesichter der Demenz".
    DRK Mildlum, Föhr

    Ausstellung

    Ausstellung "Ausdruck des Schmerzes".
    St. Petri Kirche, Hamburg

    Ausstellung

    Ausstellung "Gesichter der Trauer".
    Bad Bevensen


    In meinem Hirne rumort es und knackt, ich glaube, da wird ein Koffer gepackt, und mein Verstand reist ab – o wehe – noch früher, als ich selber gehe.

    Heinrich Heine
    Babylonische Sorgen, 1854

    BUCHVORSTELLUNG


    Eine Erzählung in Kurzgeschichten, Bildern und Gedichten.

    ISBN: BoD 9783750 447738

    Wider das Vergessen oder Buchstabensalat im Kopf

    von Brigitte Wulf

    Demenz geht uns alle an – mit jeder Neuerkrankung verlieren wir mehr und mehr den Menschen den wir bisher gekannt und geliebt haben.

    Die Reise meines erkrankten Vaters ins Ungewisse wurde geprägt von etlichen kleinen und großen Katastrophen. Es kam zu Situationen, die uns überraschten, schockierten, sprachlos machten, aber auch zu solchen, in denen wir uns vor Lachen nicht mehr beruhigen konnten. Situationen, die sehr viel Kraft und Energie kosteten, Überredungskunst und Geduld nötig machten, altersstarsinnigen Widerstand auslösten, den Glauben an Gott und die Menschheit verlieren ließen. Die Hoffnung, dass alles ein gutes Ende nehmen würde, bestand bei meiner Mutter jedoch bis zuletzt.

    Ich erzähle von meinen persönlichen Erfahrungen mit der Krankheit. Vielen pflegenden Angehörigen, aber auch im Pflegedienst Tätigen, wird die eine oder andere beschriebene Situation bekannt vorkommen, manches wird auch ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern.

    Die Besonderheit jedes Einzelfalles, aber auch die vielen Gemeinsamkeiten in der Krankheit und der Pflege können uns kollektiv einen neuen Umgang mit der Krankheit als auch mit unserem eigenen Leben ermöglichen.

    Die Erkrankung meines Vaters zu erleben und zu erfahren ist ein unendlich wertvoller Bestandteil meines Lebens geworden, wofür ich sehr dankbar bin.

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    Buchstabensalat im Kopf macht frei

    Der Geist grübelt, zetert und überlegt
    Die geistige Substanz ganz offensichtlich verdreht
    kein Theater, es ist nur ein Akt
    das körperlich Ganze – scheinbar intakt
    zusammenhanglose Worte und Sätze
    entfliegen mit seichtem Hauch in ein Wortgemetzel
    Worte und Buchstaben verkleben immer häufiger zu Brei
    kognitive und emotionale Enthemmung
    machen allerdings ganz
    frei

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    Gewesenes Ganzes
    oder
    Lebensmelodie in G-Dur

    Lebensmelodie, gefunden hast du sie nie
    Du führst jetzt leicht und geschickt meine Hand
    gibst mir Kraft aus einem unbekannten Land
    Lebensmelodie, für dich finde ich sie.
    Gewesenes Ganzes
    Geraubtes, genommenes Gekanntes
    gewachsen, geschlagen, gehorsamspflichtig, geknüppelter Gutmacher
    gefroren, gehungert, gelitten, gefangen, Gefängnis, gequält, gepeinigt, gebrochen, geflüchtet
    gestraft, gezeichnet, gestört, gesucht, gedauert
    Geliebte Gefährtin, gefunden, gehalten, gelebt, geachtet, gefundenes Ganzes
    Geburten eins, zwei, drei
    gespielt, getanzt, gesungen, gefeiert, gefundenes Glück, gestandener Garant
    gekränkelt, gestörte Gemütslage, Gedächtnislücken, geduldig gefügt, gemeinsam gepflegt
    geschwächt, gestorben, gegangen, gesegnet, getrauert.
    Gewesenes Ganzes
    Lebensmelodie, dir schenke ich sie, kein verzauberter Ton ist je für dich erklungen,
    Note für Note werde ich dein Abschiedslied summen,
    Erinnerungen, Teil meines Lebens lässt kein Vergessen zu
    in diesen Zeilen, mein Vater, zählst nur du

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    Nicht mehr da sein

    Ich habe das Gefühl zu verschwinden
    Ich weiß immer weniger von mir
    Ihr seht mich, und doch bin ich nicht
    Er: "Von Ihnen weiß ich auch nichts, kenne ich Sie?"
    Sie: "Ja, ich bin deine Ehefrau!"
    Er: "Ich habe vergessen, wonach ich suche."

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    Mein Vater büxt aus oder Kaffeetrinken mit der Polizei

    Kurzgeschichte

    (….)Mein Vater stand also vor der Wohnanlage. Im Erdgeschoss eine Sparkasse und eine Apotheke, eine Hauptverkehrsstraße und eine Nebenstraße in unmittelbarer Nähe. Er freute sich, unterwegs zu sein und seinen Bewegungsdrang so weitläufig ausleben zu können. Voller Tatendrang spazierte er die Nebenstraße hinunter. Zum Glück waren die Witterungsverhältnisse so, dass er ohne Jacke hinausgehen konnte, allerdings hatte er auch keine Schuhe an, nicht einmal Hausschuhe. Nachdem mein Vater genug gesehen hatte, wollte er nun doch wieder nach Hause. Er lief desorientiert an den Häusern entlang und klingelte an einer Wohnungstür. Ein nettes älteres Ehepaar öffnete die Tür und schaute erstaunt auf einen alten, etwas verwirrten, aber freundlichen Mann. Wo er denn hinwolle und wo er wohne, fragte die Frau meinen Vater, und er antwortete: „Ich wohn’ doch hier.“ Das Ehepaar bat meinen Vater in die Wohnung und reichte ihm zunächst ein Glas Wasser. Die Versuche, herauszubekommen, wie der fremde, nette ältere Mann hieß und wo er wohnte, scheiterten kläglich. Die Frau nahm das Telefon zur Hand und rief bei der Polizei an, erklärte kurz die Sachlage. Es dauerte nicht lange, und zwei Polizeibeamte standen vor der Tür. Auch ihre Versuche, meinen Vater nach Namen und Anschrift zu fragen, scheiterten kläglich (…)

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    Fünf Fragen an die Autorin

    01

    Gab es einen Auslöser, dieses Buch zu schreiben?


    Es war eine Aneinanderreihung von Ereignissen, die mich zu Feder und Papier greifen ließen. Der Tod meines Vaters 2009 und die Jahre vorher einsetzende, schleichend voranschreitende Demenzerkrankung. Dann, der Tod meiner Mutter 2010. Die für mich bis dahin einigermaßen wieder gefundene Balance im Leben, verlor ich erneut. Ferner wollte ich meinen Kindern weitere Erinnerungen an ihre Großeltern hinterlassen.

    02

    Welche Empfindungen gab es im Entstehungsprozess?


    Empfindungen von großer Traurigkeit, Verlust und manchmal sogar etwas Wut. Allerdings wurden diese Emotionen häufig von Fröhlichkeit und Erinnerungen an die überaus „spaßigen und unkalkulierbaren“ Handlungen meines Vaters flankiert. Weiterhin begleitete mich eine tief empfundene Dankbarkeit und Demut im Schreibprozess.

    03

    War der Gedanke von Anfang vorhanden das Buch zu veröffentlichen?

    Nein. Zu Beginn des Prozesses ging es vornehmlich darum, einen Weg zu finden meiner Trauer Ausdruck zu geben und einen für mich heilvollen Verarbeitungsprozess zu schaffen. Im Verlauf stellte ich immer wieder fest, auch wenn unser Verhältnis sehr ambivalent war, wie schwer der Verlust meines Vaters mich traf. Ich wollte meinen Eltern zu Ehren eine Hinterlassenschaft finden, diese entstand auf den drei Ebenen Malen, Kurzgeschichten und Gedichten.

    04

    Wie wichtig ist ein Austausch mit Betroffenen?


    Erst später wurde mir bewusst wie wichtig dieses Buch auch für Angehörige, Pflegende oder Interessierte sein kann. Für alle ist es wichtig Gehör zu finden, wertfrei wahrgenommen und angenommen zu werden. Zu wissen, dass sich andere einerseits genauso schlecht, ausgebrannt und unverstanden fühlen, aber andererseits in der Schwere ihrer Situation ihren Humor und ihre Zuversicht nicht verloren haben und immer noch gemeinsam lachen können. Eine Solidargemeinschaft an der Seite zu haben stärkt, zusätzliche Begleitung durch ein multiprofessionelles Team ist sinnvoll, gibt Kraft und neue Hoffnung.

    05

    Warum dieser Titel?



    Tiefgreifende Ereignisse im Leben sollten nicht in Vergessenheit geraten, Wider das Vergessen, wir sollten daraus lernen. Buchstabensalat finden wir zwar auch manchmal in unseren Köpfen, allerdings verfliegt dieser wieder, wenn wir weniger Stress haben. Bei Demenzerkrankten finden wir diesen Zustand allerdings fast permanent in der Gegenwart, eine Entzerrung findet sich häufig, wenn es sich um Erzählungen und Ereignisse aus der Vergangenheit handelt. Für mich ist der Begriff des Buchstabensalates sehr stimmig.

    Menschen inspirieren und beflügeln, bewegen und berühren.

    Zwischenmenschliche Beziehungen halten uns lebendig, sie sind Lebenselixier und Motivator.

    Fehlen sie, verwelken wir wie eine vernachlässigte Pflanze.

    GALERIE

    Triptychon

    Menschen begleiten mich
    11/2018

    Verlassen und allein

    01/2016

    Meine inneren Begleiter oder heute bin ich ROT

    03/2019

    Sorgen im Blick

    01/2017

    Neuer Blick

    08/2019

    Vertrauen und Aufgehoben

    07/2015

    Rendezvous mit Mir

    04/2018

    Mosaik

    10/2018

    Verbrennen des Schmerzes

    08/2018




    KONTAKT

    BRIGITTE WULF

    Email: info@brigittewulf.de

    Homepage: brigittewulf.de